Schulprobleme / Entwicklungsdefizite
Restreaktionen frühkindlicher Reflexe und deren Auswirkungen auf Lernen und Verhalten
Allgemeines
Ein neugeborenes Kind ist mit einer Anzahl primitiver frühkindlicher Reflexe ausgestattet, die vom Hirnstamm gesteuert werden. Reflexe sind stereotype Bewegungen, die durch bestimmte Reize ausgelöst werden. Sie helfen dem Säugling, sich aktiv am Geburtsprozess zu beteiligen und die kritische Anfangszeit (z.B. die Umstellung auf selbstständige Atmung und Ernährung) zu sichern. Sie bieten dem Kind erste Bewegungsmuster zur Stärkung der Muskulatur und zur Überwindung der Schwerkraft an. Jeder der frühkindlichen Reflexe ist in der Entwicklung des Zentralnervensystems vorprogrammiert und hat zu einem bestimmten Zeitpunkt in der kindlichen Entwicklung eine ganz spezielle Aufgabe zu erfüllen. Ist dies geschehen sollte er gehemmt werden, bzw. in eine höhere Gehirnfunktion integriert werden, um die weitere Entwicklung des Zentralnervensystems voranzutreiben.
In dem Maße, inwieweit frühkindliche auch bei Schulkindern nachzuweisen sind, lassen sich Rückschlüsse auf die Gehirnreifung des Kind ziehen. Leicht ausgeprägte Restmuster von frühkindlichen Reflexen sind verbreitet und können kompensiert werden. Sind sie jedoch sehr dominant, folgen motorische Entwicklungsverzögerungen oder Fehlentwicklungen. Auch viele Kinder mit (über) durchschnittlicher Intelligenz können ein unreifes Reflexprofil aufweisen.
Die Ursachen, die zu einer Unreife des Zentralnervensystems führen können sehr vielfältig sein. Zuerst scheint es eine genetische Disposition zu geben. Hochsignifikant sind auf jeden Fall Schwangerschaft und Geburt.
Infektionen, fast jedes Medikament, Hormongaben, Mineralstoffmangel, Drogen, Nikotin, Umweltgifte, Diabetes mellitus, Schwangerschaftsvergiftungen, Dauerstress aber auch Probleme in der Schwangerschaft und während der Geburt können die Ursache sein.
Hilfreich für eine gute Entwicklung ist die „normale“ Geburt. Kaiserschnitt, Saugglocke, vorzeitiger Blasensprung, Wehenhemmer und –förderer, Schmerz-, Narkose-, Entspannungsmittel, Sauerstoffmangel und ein geringes Geburtsgewicht können die Gehirnreifung negativ beeinflussen.
Leider ist es in Deutschland im Rahmen der U- Untersuchungen nicht vorgesehen, nach spätestens 18 Lebensmonaten zu testen, ob diese Reflexe ordnungsgemäß abgebaut, d.h. gehemmt sind. Diese Hemmung ist für die weitere Entwicklung eines Kindes unabdingbar notwendig, denn sie ermöglicht unter anderem erst den ungehinderten Ausbau der lebenslangen Stell- und Schutzreaktionen.
Sind bei einem Kind Rest - Reaktionen frühkindlicher Reflexe vorhanden, kann es z.B. zu Beeinträchtigungen auf folgenden Gebieten kommen
- der Wahrnehmung
- der Bewegung
- der Sprache
- der Kognition (des Verstehens und Begreifens)
- des Sozialverhaltens
Dies kann sich ausdrücken durch
- Schlechtes Gleichgewicht
› Das Kind ist bewegungsunsicher, turnt, klettert und schaukelt nicht gern
› Dem Kind wird im Karussel immer schlecht oder leidet unter Reiseübelkeit
- Die Augen- Hand-Koordination sowie Augen- Fuß-Koordination ist unzureichend
› Ungeschickt in der Bewegung, basteln und malen fällt schwer
- Große Ängstlichkeit und Unsicherheit
- Mangelndes Selbstvertrauen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Schwierigkeiten in der Wahrnehmung und Verarbeitung
- Lese- und Rechtschreibschwäche
- Rechenschwäche
- Verhaltensauffälligkeiten wie ADS, ADHS
- Autistische Züge
- Vermehrte Infektanfälligkeit und Allergie
Im Studium lernen Ärzte frühkindliche Reflexe im wesentlichen mit pathologischer Ausprägung kennen - zum Beispiel Cerebralparese (Spastik). Die Folgen unzureichend gehemmter frühkindlicher Reflexe sind daher nicht so sehr im Fokus.
Zu den wichtigsten frühkindlichen Reflexen gehören u.a. der Furchtlähmungsreflex, der Mororeflex, der asymetrisch tonische Nackenreflex, der tonische Labyrinthreflex, der symetrisch tonische Nackenreflex, der Galantreflex, der Greif- und Plantarreflex.
Restreaktionen frühkindlicher Reflexen
Typische Anzeichen bei einem Grundschulkind
Konzentrationsdauer nicht länger als 3-5 Minuten, häufig unruhig und extrem ablenkbar, kann nicht vertragen beim Spielen zu verlieren, akzeptiert die einfachsten sozialen Regeln nicht, hält den Stift verkrampft in der Hand, tut sich schwer beim Lesen und Schreiben lernen, hat Schwierigkeiten auf der Linie zu schreiben, hat Schwächen im Erkennen und Einhalten von Abfolgen, vergisst viel und schnell, hat Probleme mit der Eigenorganisation und Ordnung, hat Schwierigkeiten in der visuellen Wahrnehmung, bewegt sich anders als die anderen evt. zu steif, kann einem beim Sprechen nicht in die Augen sehen, Unsicherheit beim Radfahren …
Durch die kinesiologische Arbeit können die noch bestehenden Restreaktionen der Reflexe des Körpers weiter gehemmt werden, wodurch eine altersentsprechende Entwicklung erfolgen kann.